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Die Inflation und die Zentralbanken werden im Vordergrund stehen. 2022 dürfte ein geldpolitischer Kurswechsel einsetzen, bei dem weitere Notenbanken dem Beispiel der Fed folgen und zu einer restriktiveren Geldpolitik übergehen. Es wird aber noch eine Reihe von anderen grundlegenden Veränderungen geben, unter anderem in den Bereichen Inflation, Klima, Geopolitik und Technologie.
Dadurch entsteht ein Umfeld, in dem Investoren nicht einfach auf „Basisszenarien“ vertrauen sollten. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass komplexe Probleme selten umfassende und schnelle Lösungen haben. Wir sollten 2022 als Übergangsjahr betrachten, in dem sich die Investoren für die bevorstehenden Herausforderungen positionieren können.
Es war immer klar, dass die Konjunkturerholung nach dem Tief Mitte 2020 nicht einfach sein würde. Die Situation erforderte ein hohes Maß an geldpolitischer und fiskalpolitischer Unterstützung. Die Welt hat sich in den vergangenen zwei Jahren verändert, und viele Volkswirtschaften haben Schwierigkeiten, sich anzupassen.
Hohe Inflationsraten sind eine wichtige Begleiterscheinung dieses Anpassungsprozesses. Sie spiegeln in hohem Maße ein Missverhältnis zwischen der Erholung der Nachfrage und der Erholung des Angebots wider. Das zeigt sich sowohl an weltweiten Produktions- und Lieferkettenschwierigkeiten als auch am Arbeitsmarkt.
Solche Missverhältnisse zu beheben wird den Veränderungsprozess aber nicht aufhalten: Die Weltwirtschaft ist dynamisch. Frei nach dem griechischen Philosophen Heraklit: Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Zum einen verändert sich der Fluss und zum anderen verändern auch wir uns als Person. Die Inflation ist durch unterschiedliche Einflussfaktoren kontinuierlich einem Wandel unterworfen und unsere eigenen Inflationserwartungen verändern sich ebenfalls.
Deshalb muss ein wirksames Portfolio-Risikomanagement von längerfristigen Überlegungen zu Zielen und Zusammensetzung des Portfolios begleitet werden: Es gilt strukturiert vorzugehen, statt nur zu reagieren. Ich sehe dabei zwei Kernkomponenten:
- Dies ist ein wichtiger Moment, sich über die strategische Asset-Allokation
Gedanken zu machen. Kurzfristige Anlage-Ansätze werden derart komplexen Veränderungsprozessen nicht gerecht; eine wirkungsvolle strategische Asset-Allokation dürfte langfristig eine deutlich effektivere und zuverlässigere Renditequelle sein. Zudem ist das aktuelle Umfeld womöglich weniger stabil als es auf den ersten Blick scheint.
Die finanzielle Repression (künstlich niedrige oder negative Realzinsen) dürfte unseres Erachtens nach noch einige Zeit erhalten bleiben. Aber selbst relativ geringe Veränderungen der Zinsen können erhebliche direkte und indirekte Auswirkungen auf Anlageklassen haben. Wir können nicht davon ausgehen, dass eine sehr klassische Asset-Allokation mit 60% Aktien und 40% Anleihen besonders gut funktioniert. Stattdessen sind differenziertere Ansätze gefragt. - ESG-Themen gewinnen für Portfolios immer stärker an Bedeutung. Der Kampf gegen den Klimawandel hat inzwischen dauerhaft einen festen Platz in den oberen Rängen der politischen Agenda, und die Auswirkungen für Investoren gehen weit über die Inflationsrate hinaus. Ganz gleich, wie man persönlich dazu steht, gibt es hier potenzielle Risiken (z. B. im Zusammenhang mit Stranded Assets), die es zu berücksichtigen gilt. Die Umstellung auf eine CO2-neutrale Wirtschaft dürfte natürlich zahlreiche interessante Chancen eröffnen. Auf ESG-bezogene und andere langfristige Anlagethemen gehen wir in dieser Publikation gesondert ein.
Wir sollten 2022 als Übergangsjahr betrachten, während sich die Weltwirtschaft und das Anlageumfeld auf der Suche nach einer neuen Realität weiterentwickeln. Jetzt die Asset- Allokation anzupassen und dem Thema ESG in Portfolios den nötigen Raum zu geben, dürfte dabei helfen, von dem Veränderungsprozess zu profitieren.
Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches und Vermögen schaffendes Anlagejahr.
Christian Nolting
Globaler CIO