CIO Insights 2023 Q3 | Wealth Management | Deutsche Bank

Wachstum: ein Akt der Balance – unser Q3 2023 Update

Unsere vierteljährlichen CIO Insights bieten ein Update zu unseren Wirtschafts- und Investitionsaussichten für das dritte Quartal 2023 und darüber hinaus.

 

Ob beruflich oder privat – das Leben ist in vielerlei Hinsicht ein Balanceakt. Dies trifft auch für Wachstum und Wirtschaftspolitik zu.

 

 

So stehen die Zentralbanken vor der Herausforderung, die Inflation durch Zinserhöhungen zu bekämpfen, ohne dadurch ihre Volkswirtschaften in eine Rezession zu stürzen. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, benötigen die Fed und andere Notenbanken sowohl korrekte Daten als auch die Kompetenz, diese vor dem Hintergrund ihrer besonderen Anforderungen und Mandate (z. B. einerseits für Wachstum und Beschäftigung zu sorgen und andererseits die Inflation zu kontrollieren) auszuwerten. So steht die US-Notenbank derzeit vor besonderen Herausforderungen, z. B. bei der Bewertung der veränderten Finanzierungsbedingungen und der Frage, inwieweit diese die Folge einer strafferen Geldpolitik oder eben anderer Faktoren wie der Schieflage regionaler Banken sind.

 

Anleger müssen ebenfalls einen Akt der Balance vollziehen. Taktische Entscheidungen, die aufgrund kurzfristiger Marktbewegungen getroffen werden, führen nicht zu einer nachhaltigen Rendite. Stattdessen müssen sie im Rahmen einer strategischen Asset-Allokation (SAA) getroffen werden, die auf einer breiteren Analyse der strukturellen Veränderungen der Wirtschaft und der Finanzmärkte basieren.

 

 

Asien trägt 2023 am meisten zum globalen Wachstum bei (IWF-Prognosen)
Quelle: IWF, Deutsche Bank AG. Datenstand 5. Juni 2023

Asien trägt 2023 am meisten zum globalen Wachstum bei

In diesem Jahr dürfte Wachstum hauptsächlich in Asien stattfinden: Nach einem holprigen Start wird die Erholung Chinas wohl in der zweiten Hälfte von 2023 anziehen, bevor sie sich 2024 wieder verlangsamen dürfte. Dagegen sieht unser Basisszenario für die Industrieländer eine leichte Rezession oder einen Zeitraum eines nur schwachen Wachstums im Jahr 2023 vor, gefolgt von einer moderaten Erholung 2024. Gedämpftes Wachstum in den Industrieländern in Verbindung mit der anhaltenden Inflation birgt ein erhöhtes Risiko für eine übermäßig strafe Geldpolitik – ebenso wie eine Fehldeutung der offensichtlichen Stärke des Arbeitsmarktes in vielen Ländern.

 

 

Wir erwarten, dass die Federal Funds Rate demnächst ihren Höchststand von 5,25–5,50 % erreichen und der Einlagesatz der EZB (etwas später) auf ein Hoch von 4 % steigen wird. Die Möglichkeit, dass die Leitzinsen weiter erhöht werden und die Inflationssorgen anhalten, bedeutet jedoch, dass die Renditen auf Staatsanleihen wahrscheinlich weiter zulegen werden. Unsere zentrale Prognose lautet, dass die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen und 10-jähriger Bundesanleihen bis Ende Juni 2024 auf 4,20 % bzw. 2,80 % steigen werden – und zwischenzeitlich sogar noch höher liegen könnten. Anleger müssen sich innerhalb des Prognosezeitraums darauf einstellen, dass die Zinskurven wieder steiler oder weniger stark invers verlaufen.

 

Die Aktienmärkte werden durch stagnierende Erträge im Jahr 2023 und die Erkenntnis gebremst, dass die Kurse angesichts höherer Anleiherenditen nicht wieder auf frühere Höchststände klettern dürften. Eine anhaltend hohe Inflation würde ebenfalls ein gewisses Risiko für Aktien darstellen, auch wenn diese Assetklasse in der Regel von Preissteigerungen profitiert. Doch angesichts der Tatsache, dass die Unternehmensgewinne im Jahr 2024 voraussichtlich wieder steigen werden, rechnen wir für die meisten Aktienmärkte in den nächsten 12 Monaten mit einstelligen Kurszuwächsen.

 

 

Eine ausgewogene Beurteilung der Lage muss beispielsweise die sich verändernden Sichtweisen zum möglichen Zeitpunkt und Umfang einer US-Rezession oder das tatsächliche Ausmaß der aktuellen Erholung der chinesischen Wirtschaft abwägen. Zudem müssen bei Analysen neue und mitunter widersprüchliche Wirtschaftsdaten berücksichtigt werden. Aus meiner Sicht besteht jedoch die Gefahr, dass Anleger angesichts der Vielschichtigkeit der aktuellen Situation geneigt sind, sich auf simplifizierende Analysen zu beschränken, indem sie sich einseitig z. B. auf höhere Nominalzinsen fokussieren, anstatt die erheblichen Auswirkungen der Inflation auf die Realzinsen und das Anleihemanagement in Portfolios in den Blick zu nehmen. Es ist nicht die Zeit, auf vermeintlich einfache Lösungen zu setzen: Was Sie brauchen, ist ein ausgefeilter Ansatz der Portfoliostrukturierung und des Risikomanagements.

 

 

 

Christian Nolting 
Globaler CIO 

 

 

 

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Unser vollständiger CIO Insights-Bericht „Wachstum: ein Akt der Balance“ steht zum Download bereit. Offenlegungen und Risikohinweise entnehmen Sie bitte den wichtigen Hinweisen am Ende des Berichts.

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Unsere Podcasts aus der Reihe "CIO Weekly Investment Outlook"

Unsere Experten des Chief Investment Offices stellen regelmäßig Themen und Neuigkeiten in Form von deutschen und englischen Podcasts zur Verfügung. Unser Anlagestratege für Deutschland Dr. Ulrich Stephan und Finanzjournalistin Jessica Schwarzer besprechen, was die Märkte bewegt – und was das für Anleger bedeutet. Darüber hinaus veröffentlichen wir zu ausgewählten langfristigen Themen den englischen „Future Fundamentals“-Podcast.



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