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Kurzsteckbrief Trigema
- Deutscher Textil- und Bekleidungshersteller mit Sitz in Burladingen/Baden-Württemberg
- Mitarbeitende: 1200
- Umsatz: 129,3 Mio. Euro (beides 2023)
Große Fußstapfen in T-Shirts: Wolfgang Grupp junior über den Wendepunkt seines Lebens, seinen Umgang mit Risiken und warum es wichtig ist, seinen Werten treu zu bleiben
Der 1. Januar ist für Wolfgang Grupp junior folglich ein Wendepunkt, der möglicherweise auch persönliche Folgen haben kann. „Man denkt schon mal mit einer anderen Risikoaversion“, sagt Wolfgang Grupp junior. Er könnte die Konsequenzen von Entscheidungen schließlich auch selbst spüren. Er habe aber im vergangenen Jahr nicht anders entschieden als jetzt und immer gewusst, „dass diese Situation irgendwann kommt“.
Der Ratschlag des Vaters sei „definitiv“ eine Art doppelter Boden. „Das ist ein großer Luxus, den wir haben, dass unsere Eltern auch in der Firma sind. Sie sind ganz wichtige Ratgeber“, sagt der Junior. Was er an dem Wendepunkt bei allem familiären Support spürt, ist „eine andere Verantwortung“. Seine Schwester und er seien in die Rolle „reingewachsen“, man sei die Veränderungen als Familie zusammen angegangen.
„Das ist das, was mich geprägt hat: Dass es dieses Betriebsfamilien-Leben gab, das Nah-Dran-Sein. Wir waren bei Betriebsfesten dabei, bei Jubilar-Ehrungen, bei Verabschiedungen. Und als Kinder im Büro und in der Produktion. Das war immer schön und man hat einfach alles miterlebt. Und irgendwann hat man dann gesagt: Das möchte man auch mal machen.“
Ob das mit der neuen Führung funktioniert hat oder nicht, könne man ohnehin erst „in ein paar Jahren“ richtig einschätzen. Man müsse heute „ganz ehrlich sagen: wir sind gerade in der Übergangsphase“. Auch in einer Erfolgsgeschichte wie Trigema habe es immer wieder negative Wendepunkte, „schwierige Zeiten“, gegeben über die vergangenen 50 Jahre. New Economy Krise zu Beginn des Jahrtausends, Corona, Ukrainekrieg. „Das sind entscheidende Punkte, die man durchstehen muss Das sei eine „Kunst“ seines Vaters gewesen, mit solchen Wendepunkten fertig zu werden, sagt Wolfgang Grupp junior – und blickt auf die nächsten Wendpunkte: Erst im Umgang mit einer Krise kann man seiner Einschätzung nach sagen, ob der Generationenwechsel gut funktioniert hat.
„Klar, gibt es immer wieder Zweifel.“ Die Fußstapfen des Vaters seien schließlich „sehr groß“ und schwer zu füllen. „Wir müssen sie einfach anders gestalten.“ Die Textilbranche stehe in Deutschland vor großen Herausforderungen. Stichworte Energie, Produktionskosten im Generellen, Fachkräftemangel. „Da macht man sich manchmal seine Gedanken“, gibt der Jung-Unternehmer zu. Aber „wir sitzen hier in einem Boot und müssen das steuern. Das ist unser großes Ziel, das motiviert.“
„Made in Germany ist ein Konglomerat von den Werten, die wir lieben. Qualität, Verlässlichkeit, Verantwortung, Innovation.“ So produziert Trigema nicht nur ausschließlich in Deutschland, sondern sogar ausschließlich in Baden-Württemberg. Für Wolfgang Grupp junior auch eine Frage der Verantwortung. Man habe Mitarbeitende, die seit mehr als 40 Jahren im Unternehmen seien. Solle man denen sagen, „wir nähen jetzt lieber woanders“?
Bislang ist der Textilhersteller stark auf Deutschland fokussiert, Wolfgang Grupp junior aber „will auch international schauen, was es für Märkte gibt“ und „neue Kundengruppen erschließen“. Es sei die große Kunst seines Vaters, immer wieder neue Zielgruppen zu erschließen und Geschäftsfelder aufzubauen – wie den Online-Handel. Trigema wolle eine Art „neutraler Raum“ sein, „wo Leute uns nicht nur aus Fashion-Gründen kaufen, sondern aus Gründen der Nachhaltigkeit und Qualität“.
Alles umzukrempeln, „ist nicht unsere Philosophie. Wir haben einfach eine kontinuierliche Innovation auf Basis von Werten. Das ist uns wichtig.“ Einen Strategiewechsel und den „großen Knall“ werde es nicht geben. „Warum? War ja nicht so, dass die letzten Jahre so schlecht waren.“
„Nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen. Das war immer eine Lehre, die wir schon in der Kindheit mitbekommen haben, dass man gesagt hat, man muss die guten Zeiten auch genießen, man soll sich auch etwas gönnen und es mitnehmen - und wissen, dass es immer wieder eine Zeit geben wird, die schwieriger wird. Daher muss man auch vorsorgen.“ Er mahnt zu Gelassenheit im Umgang mit Krisen. „In jeder Firma ist es so, dass es herausfordernde Zeiten gibt und bessere Zeiten. Und gerade Firmen, die über Jahrzehnte Bestand haben, werden immer wieder solche Phasen durchleben.“ So wie die Volkswirtschaft insgesamt. Für ihn ist wichtig, „dass man dieses Bewusstsein hat“.
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Zeitstrahl: Trigemas Wendepunkte
1919 kaufen die Brüder Josef und Eugen Mayer eine stillgelegte Fabrik in Burladingen, teilen den Betrieb aber schon 1922 wieder auf
Josef Mayer führt als alleiniger Inhaber die Mechanische Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer KG weiter. Er baut sie innerhalb von 20 Jahren zu einem Betrieb mit 800 Beschäftigten aus
1939 steigt Mayers Schwiegersohn Franz Grupp in die Geschäftsleitung ein
Nachdem Umsatz und Belegschaft gegen Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich geschrumpft sind, stabilisiert sich das Geschäft durch die Währungsreform 1948
Nach Josef Mayers Tod 1956 übernimmt Franz Grupp die Leitung des Unternehmens
Burladingen wird Trigema zu klein, 1959 werden neue Fabriken in Altshausen und Krauchenwies, ebenfalls in Baden-Württemberg, errichtet
Wolfang Grupp übernimmt die Führung des Unternehmens, und macht T-Shirts und Tennisbekleidung zum Kerngeschäft unter dem Namen Trigema. Er baute Schulden ab und den Umsatz, damals noch unter 30 Mio. DM, stetig aus
Von 1990 an wird ein vermeintlich sprechender Affe zur weithin bekannten Werbefigur von Trigema
2004 steigt Trigema in den E-Commerce ein
2013 startet Wolfgang Grupps Tochter Bonita in der Firma. Sie ist zuständig für E-Commerce, Marketing und Personal
2014 folgt Wolfgang Grupp junior, er kümmert sich um B2B-Verkauf und Digitalisierung
Am 1. Januar 2024 übernehmen Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp die Geschäftsführung von Trigema. Der Sohn wird zudem persönlich haftender Gesellschafter
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