Die Veröffentlichung einiger besserer Makrodaten sowie Hoffnungen im Zusammenhang mit den Handelsgesprächen zwischen den USA und China untermauern weiterhin die Marktentwicklung und den Optimismus der Anleger. Aber Hoffnungen auf ein erneutes „Goldilocks“-Umfeld (solides Wachstum & moderate Inflation) erscheinen unangebracht.
1. Inflation und Wachstum wären im „Goldilocks“- Umfeld weder zu hoch noch zu niedrig. Kehren wir – wie 2017 – in ein solches Umfeld zurück?
Im Märchen „Goldilocks“ erfreut sich die Protagonistin an Brei, der weder zu heiß noch zu kalt ist. Deshalb bezeichnen Anleger mit diesem Namen ein Wirtschafts- & Anlageumfeld, das die richtige Temperatur hat. In einem „Goldilocks“-Szenario ist die Wirtschaft „heiß“ genug (infolge moderaten Wachstums), um Gewinne bei chancenorientierten Anlagen zu ermöglichen, aber nicht so „heiß“, dass ein aggressives geldpolitisches Gegensteuern erforderlich wäre. Einige aktuelle Konjunkturdaten in Kombination mit einer moderateren Haltung der Fed und anderer Notenbanken haben Hoffnungen geschürt, dass ein solches Szenario (wie in 2017) erneut einsetzen und Kursgewinne ermöglichen könnte.
2. Die Makrodaten sind aber nicht überall auf der Welt gut und die Märkte sind anfällig für politische und sonstige Enttäuschungen.
Die „Goldilocks“-Diagnose ist nicht unproblematisch. Erstens bleiben die Konjunkturdaten gemischt. Der US-Arbeitsmarkt ist stark, aber das US-Wachstum in Q1 war beispielsweise weitgehend dem Aufbau von Lagerbeständen zu verdanken und der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor zeigte zuletzt einen Abwärtstrend. Die BIP-und PMI-Daten für die Eurozone scheinen sich leicht zu erholen, aber offensichtlich sind wir hier noch ein gutes Stück von einer eindeutigen Erholung entfernt. Aus Sicht der Anleger ist es nicht nur wichtig, dass künftige Konjunkturdaten gut ausfallen, sondern auch, dass sie die Erwartungen erfüllen, die bereits in den Markt eingepreist sind. So hat das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft jetzt wohl die Talsohle erreicht, und die Stimmung der Anleger verbesserte sich. Viele positive Faktoren scheinen aber bereits eingepreist und es scheint angebracht, die Gewichtung chinesischer Aktien vorübergehend zu reduzieren, auch wenn wir den Markt auf mittlere bis lange Sicht positiv sehen.
3. Viele wirtschafts- und (geo-) politischen Probleme sind ungelöst und bereiten Sorgen über künftige Volatilität an den Börsen.
Viele Probleme, die zum Marktumschwung Ende 2018 beitrugen, sind nach wie vor aktuell. Ein Handelsabkommen zwischen den USA und China würde höchstwahrscheinlich nicht alle grundsätzlichen Probleme in dieser Beziehung lösen. Auch die Handelsspannungen zwischen den USA und Europa könnten erneut aufflackern. Und auch wenn beim Brexit Veränderungen sichtbar sind, dürfte er zunächst, ebenso wie Italien, ein Problem bleiben. Auch die bevorstehenden Europawahlen müssen wir im Auge behalten. Kurz gesagt bereitet uns die mögliche künftige Marktvolatilität also nach wie vor Sorgen und wir bleiben wachsam. Derzeit sehen wir also alles andere als ein „Goldilocks“-Szenario.
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